Es ist eigentlich ein Witz, was die Russen da verlangten. In dieser Sitzung am 14.3.2023 wurde der anerkannte Osteuropa-Historiker Prof. Timothy Snyder zugeschaltet, der ein beeindruckendes Statement abgab, was wir hier in deutscher Sprache wiedergeben möchten, es ist sehr zu empfehlen!
Zur Unterstützung holten sich die Russen übrigens zwei Referenten. zum einen Kirill Vyshinsky, Exekutivdirektor von Rossiya Segodnya, der mit vor Lügen strotzenden Behauptungen die Russophobie beweisen wollte. Zum anderen Dmitry Vasilets, einem ehemaligen und vorbestraften ukrainischen und russenfreundlichen Journalisten, der mit den Behörden der DVR zusammenarbeitete. Auch seine Ausführungen waren mit den üblichen Lügen garniert.
Die Tagung des Sicherheitsrates dauerte etwas über 2 Stunden und kann auf Youtube angesehen werden. Der Vorsitzende des Rates, ein Vertreter Mosambiks, warnte die Parteien davor, »giftige« Worte zu verwenden.
Die Berliner Osteuropa-Experten auf Facebook übersetzten und veröffentlichten die Rede von Prof. Timothy Snyder, mit ihrem Einverständnis darf ich sie hier wiedergeben. Herzlichen Dank dafür!
Update!
Es gibt jetzt dank Franklin, de ich via Facebook kenne, die Rede mit deutschen Untertiteln.
Die Rede zum nachlesen:
“Meine Damen und Herren, ich stehe vor Ihnen als Historiker der Region, als Historiker Osteuropas und insbesondere als Historiker des Massenmords und der politischen Gräueltaten. Ich freue mich, dass ich gebeten wurde, Sie über die Verwendung des Begriffs “Russophobie” durch russische staatliche Akteure zu informieren.
Ich glaube, dass eine solche Diskussion etwas über den Charakter von Russlands Angriffskrieg in der Ukraine und Russlands illegaler Besetzung ukrainischen Territoriums klären kann. Ich werde mich kurz fassen und mich auf zwei Punkte beschränken.
Mein erster Punkt ist, dass der Schaden für die Russen und der Schaden für die russische Kultur in erster Linie eine Folge der Politik der Russischen Föderation ist. Wenn wir uns Sorgen um die Schädigung der Russen und der russischen Kultur machen, dann sollten wir uns mit der Politik des russischen Staates befassen.
Mein zweiter Punkt ist, dass der Begriff “Russophobie”, über den wir heute sprechen, während dieses Krieges als eine Form der imperialen Propaganda missbraucht wurde, bei der der Aggressor behauptet, das Opfer zu sein. Er diente im letzten Jahr als Rechtfertigung für die russischen Kriegsverbrechen in der Ukraine.
Lassen Sie mich mit dem ersten Punkt beginnen. Wenn wir über “Russophobie” sprechen, gehen wir davon aus, dass wir uns Sorgen um den Schaden für die Russen machen. Das ist eine Prämisse, die ich durchaus teile. Ich teile die Sorge um die Russen. Ich teile die Sorge um die russische Kultur. Erinnern wir uns also an die Aktionen des letzten Jahres, die den Russen und der russischen Kultur den größten Schaden zugefügt haben. Ich werde kurz zehn davon nennen.
- Die kreativsten und produktivsten Russen werden zur Auswanderung gezwungen. Die russische Invasion in der Ukraine hat etwa 750.000 Russen dazu veranlasst, Russland zu verlassen, darunter einige der kreativsten und produktivsten Menschen. Das ist ein irreparabler Schaden für die russische Kultur und das Ergebnis der russischen Politik.
- Die Zerstörung des unabhängigen russischen Journalismus, so dass die Russen die Welt um sie herum nicht kennen. Auch dies ist russische Politik und fügt der russischen Kultur irreparablen Schaden zu.
- Allgemeine Zensur und Unterdrückung der Redefreiheit in Russland. In der Ukraine können Sie sagen, was Sie wollen, entweder auf Russisch oder auf Ukrainisch. In Russland können Sie das nicht.
Wenn Sie in Russland ein Schild mit der Aufschrift “Nein zum Krieg” tragen, werden Sie verhaftet und sehr wahrscheinlich ins Gefängnis gesteckt. Wenn Sie in der Ukraine ein Schild tragen, auf dem “Nein zum Krieg” steht, egal in welcher Sprache, wird Ihnen nichts passieren. Russland ist ein Land mit einer Hauptsprache, in der Sie wenig sagen können. Die Ukraine ist ein Land mit zwei Sprachen, in dem Sie sagen können, was Sie wollen.
Wenn ich die Ukraine besuche, berichten mir die Menschen über russische Kriegsverbrechen in beiden Sprachen, auf Ukrainisch oder auf Russisch, je nachdem, was sie bevorzugen.- Der Angriff auf die russische Kultur durch die Zensur von Schulbüchern, die Schwächung der russischen Kultureinrichtungen im eigenen Land und die Zerstörung von Museen und Nichtregierungsorganisationen, die sich der russischen Geschichte widmen. All diese Dinge sind russische Politik.
- Die Pervertierung der Erinnerung an den Großen Vaterländischen Krieg durch die Führung eines Angriffskrieges im Jahr 2014 und 2022, wodurch alle zukünftigen Generationen von Russen dieses Erbes beraubt werden. Das ist die russische Politik. Sie hat der russischen Kultur großen Schaden zugefügt.
- Die Herabstufung der russischen Kultur in der Welt und das Ende dessen, was früher “russkiy mir”, die russische Welt im Ausland, genannt wurde. Früher gab es in der Ukraine viele Menschen, die Russland und der russischen Kultur freundlich gesinnt waren. Das ist durch zwei russische Invasionen zu Ende gegangen. Diese Invasionen waren russische Staatspolitik.
- Die massenhafte Ermordung von russischsprachigen Menschen in der Ukraine. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat bei weitem mehr russischsprachige Menschen getötet als jede andere Aktion.
- Der Einmarsch Russlands in die Ukraine hat zum massenhaften Tod russischer Bürger geführt, die als Soldaten in seinem Angriffskrieg kämpften. Etwa 200.000 Russen sind tot oder verstümmelt. Das ist natürlich einfach russische Politik. Es ist russische Politik, junge Russen zum Sterben in die Ukraine zu schicken.
- Kriegsverbrechen, Trauma und Schuld. Dieser Krieg bedeutet, dass eine Generation junger Russen, die überleben, in Kriegsverbrechen verwickelt und für den Rest ihres Lebens von Traumata und Schuldgefühlen geplagt sein werden. Das ist ein großer Schaden für die russische Kultur.
All diesen Schaden für die Russen und die russische Kultur hat die russische Regierung selbst angerichtet, vor allem im Laufe des letzten Jahres. Wenn wir uns also ernsthaft Sorgen um den Schaden für die Russen machen würden, dann würden wir über diese Dinge nachdenken. Aber der vermutlich schlimmste Aspekt der russischen Politik gegenüber denn Russen ist der letzte Punkt:- Die anhaltende Ausbildung oder Erziehung der Russen zu dem Glauben, dass Völkermord normal ist.
Wir sehen dies an den wiederholten Behauptungen des russischen Präsidenten, die Ukraine existiere nicht. Wir sehen dies an den Völkermordphantasien in den russischen Staatsmedien.
Wir sehen dies in einem Jahr Staatsfernsehen, das jeden Tag Millionen oder Dutzende Millionen russischer Bürger erreicht.
Wir sehen das, wenn das russische Staatsfernsehen die Ukrainer als Schweine darstellt.
Wir sehen dies, wenn das russische Staatsfernsehen die Ukrainer als Parasiten darstellt. Wir sehen dies, wenn das russische Staatsfernsehen die Ukrainer als Würmer darstellt.
Wir sehen dies, wenn das russische Staatsfernsehen die Ukrainer als Satanisten oder als Gespenster darstellt.
Wir sehen dies, wenn das russische Staatsfernsehen verkündet, dass ukrainische Kinder ertränkt werden sollten.
Wir sehen dies, wenn das russische Staatsfernsehen verkündet, dass ukrainische Häuser mit den darin befindlichen Menschen verbrannt werden sollten.
Wir sehen das, wenn Menschen im russischen Staatsfernsehen auftreten und sagen: “Sie sollten überhaupt nicht existieren. Wir sollten sie durch ein Erschießungskommando hinrichten.”
Wir sehen das, wenn jemand im russischen Staatsfernsehen auftritt und sagt: “Wir werden 1 Million töten, wir werden 5 Millionen töten, wir können euch alle ausrotten”, womit alle Ukrainer gemeint sind.
Wenn wir uns ernsthaft Sorgen um den Schaden machen würden, den die Russen erleiden, dann würden wir uns Gedanken darüber machen, was die russische Politik den Russen antut.
Die Behauptung, die Ukrainer seien “russophob”, ist ein weiteres Element der russischen Hassrede im russischen Staatsfernsehen. In den russischen Medien werden diese anderen Behauptungen über die Ukrainer mit der Behauptung vermischt, die Ukrainer seien russophobe Menschen. In der Aussage im russischen Staatsfernsehen, in der der Sprecher vorschlug, alle Ukrainer auszurotten, lautete seine Begründung beispielsweise, dass sie alle ausgerottet werden sollten, weil sie “russophob” seien.
Die Behauptung, dass die Ukrainer getötet werden müssen, weil sie an einer Geisteskrankheit namens “Russophobie” leiden, ist schlecht für die Russen, weil sie dadurch zum Völkermord erzogen werden. Aber natürlich ist eine solche Behauptung für die Ukrainer viel schlimmer.
Dieses Foto habe ich im Keller der Schule in Jahidne in der Region Tschernihiw in der Ukraine aufgenommen. In Jahidne hielten die russischen Besatzer die gesamte Bevölkerung des Dorfes im Keller der Schule fest. Einige Menschen wurden hingerichtet, andere starben an Entkräftung.
Der Text lautet “59 Kinder”; so viele waren unter denen, die so auf engstem Raum eingesperrt waren. Im Erdgeschoss der Schule befanden sich russische Graffiti, die Propagandasprüche aus dem Fernsehen wiederholten, zum Beispiel, dass die Ukrainer “Teufel” seien.
Dies bringt mich zu meinem zweiten Punkt. Der Begriff “Russophobie” ist eine rhetorische Strategie, die wir aus der Geschichte des Imperialismus kennen.
Wenn ein Imperium angreift, behauptet das Imperium, es sei das Opfer. Die Rhetorik, dass die Ukrainer irgendwie “russophob” sind, wird vom russischen Staat benutzt, um einen Angriffskrieg zu rechtfertigen. Die Sprache ist sehr wichtig. Aber es ist der Rahmen, in dem sie verwendet wird, der am wichtigsten ist. Das ist der Rahmen: die russische Invasion in der Ukraine selbst, die Zerstörung ganzer ukrainischer Städte, die Hinrichtung ukrainischer lokaler Führer, die Zwangsdeportation ukrainischer Kinder, die Vertreibung von fast der Hälfte der ukrainischen Bevölkerung, die Zerstörung von Hunderten von Krankenhäusern und Tausenden von Schulen, die gezielte Unterbrechung der Wasser- und Wärmeversorgung im Winter. Das ist der Rahmen. Das ist das, was tatsächlich geschieht.
Der Begriff “Russophobie” wird in diesem Zusammenhang verwendet, um zu behaupten, dass die imperiale Macht das Opfer ist, obwohl die imperiale Macht, Russland, einen grausamen Krieg führt. Das ist ein historisch typisches Verhalten. Die imperiale Macht entmenschlicht das eigentliche Opfer und behauptet, das Opfer zu sein. Wenn das Opfer (in diesem Fall die Ukraine) sich dagegen wehrt, angegriffen, ermordet und kolonisiert zu werden, sagt das Imperium, dass der Wunsch, in Frieden gelassen zu werden, unvernünftig und eine Krankheit sei. Dies ist eine “Phobie”.
Diese Behauptung, dass die Opfer irrational seien, dass sie “phobisch” wären, dass sie eine “Phobie” hätten, soll von der tatsächlichen Erfahrung der Opfer in der realen Welt ablenken, die natürlich eine Erfahrung von Aggression, Krieg und Gräueltaten ist. Der Begriff “Russophobie” ist eine imperiale Strategie, die darauf abzielt, das Thema von einem tatsächlichen Angriffskrieg auf die Gefühle der Aggressoren zu verlagern und so die Existenz und die Erfahrungen der Menschen zu unterdrücken, die am meisten geschädigt werden. Der Imperialist sagt: “Wir sind die einzigen Menschen hier. Wir sind die wahren Opfer. Und unsere verletzten Gefühle zählen mehr als das Leben anderer Menschen.”
Nun, Russlands Kriegsverbrechen in der Ukraine können und werden nach ukrainischem Recht bewertet werden, weil sie auf ukrainischem Territorium stattfinden, und nach internationalem Recht. Mit bloßem Auge können wir erkennen, dass es sich um einen Angriffskrieg, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord handelt.
Die Verwendung des Wortes “Russophobie” in diesem Zusammenhang, die Behauptung, dass die Ukrainer geisteskrank sind und nicht, dass sie eine Gräueltat erleben, ist koloniale Rhetorik. Sie ist Teil einer größeren Praxis der Hassrede. Deshalb ist diese Sitzung so wichtig: Sie hilft uns, Russlands völkermörderische Hassrede zu erkennen. Die Vorstellung, dass die Ukrainer eine Krankheit namens “Russophobie” haben, wird als Argument benutzt, um sie zu vernichten, zusammen mit den Argumenten, dass sie Ungeziefer, Parasiten, Satanisten und so weiter sind.
Die Behauptung, das Opfer zu sein, wenn man in Wirklichkeit der Angreifer ist, ist keine Verteidigung. Es ist sogar Teil des Verbrechens. Gegen Ukrainer gerichtete Hassreden sind nicht Teil der Verteidigung der Russischen Föderation oder ihrer Bürger. Sie ist ein Element der Verbrechen, die russische Bürger auf ukrainischem Gebiet begehen. In diesem Sinne hat der russische Staat mit der Einberufung dieser Sitzung einen neuen Weg gefunden, sich zu Kriegsverbrechen zu bekennen.
Original von Timothy Snyder auf seiner Webseite
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.”
Nach diesen Ausführungen kam der russische Botschafter zu Wort. Wer mag, kann sich dessen Lügengeschichte im Video ab 40:35 ansehen. Er verlangte von Prof. Timothy Snider Quellen für seine Behauptungen. Und dieser kam noch einmal zu Wort mit handfesten Beweisen!
“Vielen Dank, Herr Vorsitzender. Es war mir ein Vergnügen, mit Ihnen und unter Diplomaten zu sein. Der russische Vertreter hat es für angebracht gehalten, mich nach Quellen zu fragen, und ich bin gerne bereit, dies zu tun.
Wenn es um Quellen von Erklärungen hoher Beamter der Russischen Föderation geht, verweise ich den russischen Vertreter auf die Website des Präsidenten der Russischen Föderation. Dort wird er Reden des Präsidenten der Russischen Föderation finden, in denen er die Existenz der Ukraine mit der Begründung leugnet, dass die Ukraine von den Nazis erfunden wurde, mit der Begründung, dass die Ukraine von den Kommunisten erfunden wurde, und mit der Begründung, dass die Ukraine vor tausend Jahren von einem Wikinger getauft wurde. Ich möchte mich hier nicht über die historische Gültigkeit oder die Logik dieser Argumente äußern. Ich weise lediglich darauf hin, dass dies eine öffentliche Angelegenheit ist, dass dies die Aussagen des Präsidenten der Russischen Föderation sind. Auch Dmitri Medwedew, ein Mitglied des russischen Sicherheitsrates, äußert sich in seinem Telegrammkanal wiederholt in der Art von völkermörderischer Sprache, die heute diskutiert wurde.
In Bezug auf die Quellen im russischen Staatsfernsehen. Das ist ganz einfach. Ich habe das russische Staatsfernsehen zitiert. Das russische Staatsfernsehen ist ein Organ des russischen Staates. Wie der Präsident der Russischen Föderation selbst gesagt hat, vertritt das russische Staatsfernsehen die nationalen Interessen Russlands. Die Aussagen des russischen Staatsfernsehens und anderer staatlicher Medien sind daher nicht nur als Ausdruck der russischen Politik von Bedeutung, sondern auch als Zeichen einer völkermörderischen Motivation für die russische Bevölkerung. Das geht so weit, dass die Moderatoren des russischen Fernsehens selbst laut darüber nachgedacht haben, dass sie wegen Kriegsverbrechen angeklagt werden könnten. Daher verweise ich den Vertreter der Russischen Föderation auf die Videoarchive der staatlichen Fernsehsender Russlands. Für diejenigen unter Ihnen, die der russischen Sprache nicht mächtig sind, verweise ich auf die hervorragende Arbeit von Julia Davis. Julia Davis hat ein Archiv mit relevantem russischen Videomaterial zusammengestellt.
Wenn es sich bei den fraglichen Quellen um die tatsächlichen russischen Gräueltaten in der Ukraine handelt, so sind diese wohlbekannt und wurden ausführlich dokumentiert. Das Einfachste, was der russische Staat tun könnte, wäre, russischen Journalisten zu erlauben, frei aus der Ukraine zu berichten. Für alle anderen wäre es am einfachsten, die Ukraine zu besuchen, ein Land mit einem demokratisch gewählten zweisprachigen Präsidenten, der eine nationale Minderheit vertritt, und die Menschen in der Ukraine entweder auf Ukrainisch oder auf Russisch über den Krieg zu befragen. Die Ukrainer sprechen beide Sprachen und können Ihnen in beiden antworten.
Der Vertreter der Russischen Föderation sah sich veranlasst, meine Qualifikationen anzugreifen. Ich nehme diese Rüge des russischen Staates als Zeichen meines Stolzes, denn sie ist nur ein kleines Element in einem größeren Angriff auf die russische Geschichte und Kultur. Ich habe mich in meiner Arbeit unter anderem der Chronik des Massenmords an Russen gewidmet, unter anderem bei der Belagerung von Leningrad. Ich war stolz darauf, im Laufe meiner Karriere von Historikern der Ukraine, Polens, Europas im Allgemeinen und auch von Historikern Russlands zu lernen. Es ist bedauerlich, dass die führenden Historiker Russlands und die führenden Wissenschaftler Russlands nicht die Möglichkeit haben, ihre eigenen Disziplinen in ihrem eigenen Land frei auszuüben. Es ist bedauerlich, dass Organisationen wie Memorial, die heldenhafte Arbeit für die russische Geschichte geleistet haben, jetzt in Russland kriminalisiert werden.
Es ist auch bedauerlich, dass die Erinnerungsgesetze in Russland die offene Diskussion über die russische Geschichte verhindern. Es ist bedauerlich, dass das Wort Ukraine aus russischen Schulbüchern verbannt worden ist. Als Historiker Russlands freue ich mich auf den Tag, an dem eine freie Diskussion über die faszinierende Geschichte Russlands möglich ist.
Apropos Geschichte: Der russische Vertreter bestritt, dass es so etwas wie die Geschichte der Ukraine gibt. Ich verweise den russischen Vertreter auf die ausgezeichneten Studien von Historikern, die sowohl die ukrainische als auch die russische Sprache beherrschen, wie zum Beispiel die jüngste Arbeit meines Kollegen Serhii Plokhii in Harvard. Ich verweise allgemein auf meine offene Vorlesung über ukrainische Geschichte in Yale, die hoffentlich die Bedeutung der ukrainischen Geschichte besser vermittelt, als ich es hier kann.
Grundsätzlich möchte ich dem russischen Vertreter dafür danken, dass er mir geholfen hat, den Punkt darzulegen, den ich in meinem Briefing zu machen versuchte. Ich habe versucht zu sagen, dass es dem Vertreter eines größeren Landes nicht zusteht zu sagen, dass das kleinere Land keine Geschichte hat.
Der russische Vertreter hat uns gerade gesagt, dass, wann immer die Ukrainer in der Vergangenheit oder in der Gegenwart behaupten, dass sie als Gesellschaft existieren, dies “Ideologie” oder “Russophobie” ist. Der russische Vertreter hat uns geholfen, indem er das Verhalten, das ich zu beschreiben versucht habe, beispielhaft dargestellt hat. Wie ich versucht habe zu sagen, ist die Geschichte eines anderen abzutun oder sie als Krankheit zu bezeichnen, eine koloniale Haltung mit völkermörderischen Auswirkungen. Das Imperium hat nicht das Recht zu sagen, dass ein Nachbarland keine Geschichte hat. Die Behauptung, ein Land habe keine Vergangenheit, ist eine völkermörderische Hassrede. Diese Sitzung hat uns geholfen, die Verbindung zwischen den russischen Worten und Taten herzustellen.
Ich danke Ihnen.”
Ganz am Ende kam noch einmal der russische Botschafter zu Wort. Sein letzter Satz war: „Lassen sie uns nicht fortfahren mit dem Streit zwischen mir und Professor Snyder. Ich bin sicher, wir werden einen Weg finden, Professor Snyder anders zu antworten.“ Wenn so etwas ein Russe sagt, dann klingt das für mich wie eine Morddrohung!
1 thought on “Die Russen beriefen den UN-Sicherheitsrat zum Thema »Russophobie« ein [UPDATE!]”
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